Natürlich ohne Retusche!

Fotografieren ist heute nichts Besonderes mehr, verglichen mit den vordigitalen Zeiten. Erschwingliche Kameras mit sehr guter Bildqualität und Bildbearbeitungsprogramme lassen jeden zum Fotografen werden. Und was kommt dabei raus? Ich benenne das mal sehr deutlich: Ein Haufen weichgezeichneter, überretuschierter und nicht zuletzt unmotivierter Mist. Mal davon abgesehen, dass viele Kameras als Schnellschussgewehr genutzt werden, um später aus den Abschüssen das eine oder andere brauchbare Bild herauszuziehen.

Seit Jahren beobachte ich in verschiedenen Foren, Communities und selbst in Zeitschriften eine leider gleichbleibende Tendenz: Alles, was machbar ist, wird gemacht. Und das Machbare definiert die Technik. Die neueste selbstverständlich. Ein Heimstudio aufzubauen ist heutzutage ein Kinderspiel. Von Windmaschine über Octabox bis Ringblitz ist alles zu bekommen, auch für relativ wenig Geld. Leistungsfähige PC und günstige Bildbearbeitungssoftware oben drauf und fertig ist die Basis für den Fotografen.

Nun gehts los, man holt sich ein Modell ins Haus, vorzugsweise jung und weiblich, und beeindruckt. Zuallererst sich selbst und meist auch das Modell. Grundsätzlich ist das nicht schlimm. Wenn es denn im Stillen passieren würde und nicht jedes Ergebnis an die breite Öffentlichkeit gebracht würde. Aber wir haben nun mal social-media-time und Foto-Community, Facebook, Google+, Instagram, Tumblr, Flickr … brauchen Nahrung. Der Applaus dort lässt nicht lange auf sich warten, Kritik gibts kaum, man will sich ja nicht weh tun. Und man ist unter sich, da beklatscht man sich ohnehin sehr gern. Das ist im virtuellen Leben nicht anders als im realen. Wo aber bleibt jetzt die Lernkurve? Gibt es überhaupt eine? Entwickelt sich so ein eigener Stil? Was ist so erfüllend an der ‘Produktion’ von Fotos nah am Stil der TV-Zeitschriftentitel? Zu zeigen, dass man ein guter Techniker ist – Photoshop als auch Lightroom perfekt beherrscht?

Pause.

Was erhebt nun mich, hier kritisch den Zeigefinger zu bemühen und meine Meinung als maßgeblich in fast ebendiese Medien zu drücken? Ich mag Mut machen, nicht jeder Strömung zu folgen und seine Meinung zu sagen. Aus vielen Gesprächen weiß ich, dass nicht nur ich allein diese Sicht habe. Ich möchte Mut machen für normale Fotos, ungekünstelt und natürlich. Und nicht falsch verstehen, selbstverständlich muss man Neues probieren, um sich und seinen Stil zu finden und weiterzuentwickeln.

In diesem Sinne mein Rat: Macht Fotos! Macht sie natürlich! Lasst das Licht aus und Photoshop abgeschaltet! Geht raus!

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